Gregor Simon

Stralsunder Stellwagen-Orgeltage mit gelungener Uraufführung


Ostsee-Zeitung
Wochenendausgabe 4. / 5. Oktober


Stralsund (OZ) Im Rahmen der großen und kleinen Musikfeste, die jährlich zwischen Schönberg und Usedom, Ahrenshoop und Neustrelitz selbstbewusst von sich reden machen, spielen Stralsunds Friedrich-Stellwagen-Orgeltage kaum eine Rolle. Angesichts des von der Kirchengemeinde St. Marien und einem Förderverein ambitioniert veranstalteten und von Kantor und Organist Martin Rost künstlerisch höchst kompetent geleiteten Unternehmens ist das schade.
Aber vielleicht bleibt ja der nunmehr XI., mit der öffentlichkeitswirksamen Wiedereinweihung der restaurierten Stellwagen-Orgel von 1659 diesbezüglich aus dem Rahmen fallende Jahrgang 2008 keine Ausnahme! Also wieder eine respektable Festwoche, mit Gottesdiensten, viel Orgel- und sonstiger vokaler wie instrumentaler Kirchenmusikmusik, Ausstellung, Symposion und Orgelexkursion. Und mit einer diesem Ereignis gewidmeten Uraufführung von Gregor Simons "Christus in aeternum" für Orgel und Chor. Das Werk ist die Preisträgerkomposition eines 2007 von der Gemeinde St. Marien und dem Theater Vorpommern ausgeschriebenen Wettbewerbs, an dem sich 20 Komponisten beteiligten. Vorgestern erklang es in St. Marien. Ausführende waren der Komponist an der Orgel und der Chor des Theaters Vorpommern, Leitung: Thomas Riefle.

Das 15-minütige Werk (Texte: Pater Pio, Maria Menz, Psalm 27) nimmt mit gemäßigter tonaler Freizügigkeit, klangmalerisch prägnanter Gestik und wirkungssicherem Ausnutzen von Orgel- und Chorklang für sich ein. Man hört, dass Simon ein Praktiker ist. Er weiß, wie man den Hörer erreicht, ohne vordergründig gefällig zu sein. St. Mariens "Königin" kam auf beabsichtigte Weise zu ihrem Recht, der Chor auch. Er zeigte hier seine beste Leistung des Abends, was das lobenswerte, weil kaum selbstverständliche Engagement eines Opernchores für A-capella-Musik von Josquin Deprez, Thomas Tallis und Heinrich Schütz nicht schmälern soll – auch wenn zu Ausführung und Stilistik einiges zu sagen wäre. Bliebe noch Organist Martin Rost zu nennen, der u.a. mit Werken von Scheidemann, Scheidt und Düben seinem Prachtstück schönste Klänge entlockte.

EKKEHARD OCHS


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