Meine Fluchtburg Theater

Hans-Martin Koettenich Hans-Martin Koettenich: Meine Fluchtburg Theater. Autorenedition
Preis: 25 €


Informationen über das Buch

Artikel aus der HNA, 16. November 2001, S. 27

Ein Leben für das gesprochene Wort

Der Schauspieler und Literatur-Rezitator Hans-Martin Koettenich, viele Jahre am Staatstheater Kassel, wird heute 90 Jahre alt. Zu seinem Geburtstag erschienen seine Künstler-Memoiren.

Es ist ein langes und reiches Künstlerleben, auf das Hans-Martin Koettenich zurückblicken kann. Heute wird der Schauspieler und Rezitator, der neben einer abwechslungsreichen Bühnenlaufbahn auch viel für den Rundfunk arbeitete, Schallplatten und CDs aufnahm und mit literarischen Rezitationsabenden hervortrat, 90 Jahre alt. Das Kasseler Theaterpublikum kennt ihn, der mit Piscator, Kortner und Buckwitz gearbeitet hat, vor allem aus der Dekade, die er am hiesigen Staastheater engagiert war, und in der er zehlreiche Hauptrollen spielte. In den letzten Jahren - längst im Ruhestand - trat er zusammen mit seiner Frau Elga Fornoff, ebenfalls Schauspielerin, als Rezitator klassischer Texte an die Öffentlichkeit, vornehmlich in der Goethe-Gesellschaft.

In einem gerade erschienenen Memoirenband "Meine Fluchtburg Theater" reflektiert Koettenich, der auch schon eigene Erzählungen veröffentlicht hat, nun sein Leben. Es ist kein fortlaufender Text, in dem sich sein Leben und seine Karriere spiegeln, sondern aneinander gereihte Fragmente, die der Leser assioziativ in seinem Kopf verbinden muss, um ein Gesamtbild, um eine Chronologie zu erhalten.
Den lyrischen Versuchen des Halbwüchsigen folgte bald der Wunsch, Schauspieler zu werden - aus einer Liebe, aus einem tiefen Verständnis für die dichterische Sprache heraus. Sein Leben lang ist Hans-Martin Koettenich, bei allen Erfolgen seiner dramatischenoder prall-komischen Darstellungskunst, dem gesprochenen Wort verpflichtet geblieben.
Nach ersten schauspielerischen Gehversuchen schlüpfte er schon bald, 1937, in die Rolle von Schillers Marquis Posa ("Don Carlos"), seine erste Hauptrolle, und zwei Jahre später war er (ein seelenvolles Foto des damals langhaarigen Jungstars belegt es), als "Urfaust" zu sehen: "Ein Liebender von bezwingendem Charme", schrieb darüber die Kritik. Höhen und Tiefen, große Erfolge und Schicksalsschläge prägen diese Biografie, festgehalten in kurzen Prosatexten, manchmal Anekdoten, immer wieder unterbrochen durch spontan entstandene Verse. Krieg und Gefangenschaft (hier gründet er ein Lagertheater) ziehen am Leser vorbei.
Nach der Rückkehr heiratet er die junge Kollegin Elga Fornoff. In Frankfurt geht er zum Rundfunk, nimmt Hörspiele auf, liest Lyrik. Und spielt am Rémond-Theater neben (später) so berühmten Kollegen wie Rühmann, Wussow oder Kulenkampff.

Kasseler Staatstheater

Es folgen Jahre am Frankfurter Schauspiel bei Harry Buckwitz. In Marburg spielt er unter Piscators Regie den "Danton". 1962 holt ihn der frisch gekürte Kasseler Intendant Skopnik an das Staatstheater, wo er zehn Jahre lang im Schauspiel brilliert - u.a. an der Seite von Witta Pohl in Wilders "Wir sind noch einmal davongekommen". Bundesweit bekannt wurde Hans-Martin Koettenich durch eine Aufzeichnung des ZDF 1966 O'Neills "O Wildnis", eine Inszenierung, in der er den Nat Miller spielte. Das legere Titelfoto des sorgsam editierten Memoirenbandes stammt aus dieser Aufführung.

Hinweis: Dieser Band erscheint in einer limitierten Auflage und wird nur direkt über den Verlag ausgeliefert.

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