Valsanova - Edgar Knecht

Valsanova Edgar Knecht - valsanova
piano solo




Track-Liste:

1. lauf! (run!)
2. nachts um 3/4 (night-time at 3/4)
3. maria anhören
4. 1625/343
5. thule
6. valse bleu anhören
7. froh zu sein (to be happy)
8. schlaf... (sleep...) anhören


valsanova

Die herausragende Begabung des Künstlers EDGAR KNECHT für das kreative Solopiano offenbarte sich bereits im Kindesalter, und mit den Jahren schuf er konsequent seine unverwechselbare, temperamentvolle Klaviersprache. Seine Soloprogramme "piamenta" und "@piano.wonderland" gelten als Meilensteine der Verbindung von Konzertflügel und Computertechnik. Sein neues Projekt "valsanova" zeigt Edgar Knecht als mitreißenden musikalischen Geschichtenerzähler am rein akustischen Konzertflügel. Auch bei dieser Produktion baut er virtuos eine Brücke zwischen Tradition und Moderne.

EDGAR KNECHT (geb. 1964) studierte klassisches Klavier bei Hellmuth Vivell, Querflöte bei Eleonore Kluge und Komposition bei Wolfgang Köhler, darüber hinaus Salsapiano bei Jorge Guarin und Jazz bei Klaus Ignatzek. Er etablierte sich neben seinen vielfältigen Konzerten als Komponist für Theater, Film, Multimedia-Produktionen und Ensembles. Zahlreiche Förderungen und Auszeichnungen, unter anderem "Jugendmusikpreis für Jazz" der Stadt Hannover und "Dr.Wolfgang-Zippel-Preis" der Stadt Kassel, sowie etliche Rundfunk- und Fernsehporträts begleiten seine Arbeit.
Edgar Knecht leitet seine eigene Klavierschule für Klassik und Jazz und hat einen Lehrauftrag an der Universität Kassel.


Die Entstehung von "valsanova"

Antworten von Edgar Knecht auf Fragen von Klaus Schaake:

Was verbirgt sich hinter dem Begriff "valsanova"?

Eine Reihe von Assoziationen. Mit "valsanova" habe ich mich auf die Suche nach meinen eigenen musikalischen Wurzeln begeben. Ein wichtiger Teil dieser Wurzeln sind neben der klassischen Musik sicher unsere Traditionals und Kinderlieder, mit denen ich in einer stark musikalisch geprägten Familie aufgewachsen bin. Viele Lieder grooven im Dreivierteltakt, der gemeinhin mit Walzer assoziiert wird. So kommen wir also zu valsa. Nova bedeutet, dass ich diese alten Lieder stark bearbeite und sie eher einen Ausgangspunkt für eigene Kompositionen darstellen. Oft beziehe ich mich nur auf den emotionalen Kern oder Teile eines Themas. So entsteht eine ganz neue, zeitgemäß frische Musik.

Was hören wir bei "valsanova"?

Eine sehr melodisch und rhythmisch geprägte Klaviermusik. Melancholisch lyrische Balladen, emotionsgeladene Jazzimprovisationen und jede Menge Afro- und Latinrhythmen.

Welchen musikalischen Traditionen folgt Ihr neuestes Solo-Projekt?

"valsanova" ist eine Melange aus Jazz, Weltmusik und klassischen Klaviertraditionen. Dabei liegt mir immer die Verknüpfung der tradierten Elemente mit einem modernen Gegenwartssound am Herzen. Ich habe in meiner musikalischen Laufbahn viele Stile kennen und lieben gelernt: Klassik im Klavierstudium, Salsa in der Begegnung mit kubanischen und dominikanischen MusikerInnen, Jazz in zahlreichen Bandprojekten … Das Neue an "valsanova" ist nun die Verbindung dieser "Weltmusik" mit meinen ureigenen frühen musikalischen Wurzeln. Ich glaube, daraus entsteht eine große emotionale Kraft.

Wird man tatsächlich die Möglichkeit haben, musikalische Versatzstücke aus der eigenen Kindheit und Jugend wahrzunehmen und wiederzuerkennen?

Ich denke, es ist ziemlich spannend, sich in meinem neuen Projekt auf die Suche nach Bekanntem zu machen, zu entdecken und zu erleben, wie diese Elemente sich weiterentwickeln und zu neuem Leben erwachen. Manche Balladen sind melodisch fast "wörtlich" zu erkennen und nur harmonisch mehr oder weniger erweitert. Schnelle Dreivierteltakte lasse ich jedoch gerne zum verwandten afrikanischen 6/8-tel mutieren, was lustvolle Verschiebungen ergibt. Es ergeben sich jede Menge neuer Blickwinkel und insgesamt kann ich versprechen: Sie hören diese Stücke, wie Sie sie noch nie gehört haben.

Was hat diese musikalische Reise von der Vergangenheit in die Gegenwart mit dem Musiker Edgar Knecht zu tun?

In Jazz- und Latin-Ensembles habe ich im Laufe der Zeit immer mehr gespürt, dass ich diese Musik zwar spielen kann, dass ich aber den Teil der Musik, der die Lebensbedingungen beispielsweise der Kubaner widerspiegelt, nicht emotional selbst erlebt habe und so auch nicht gänzlich erfassen kann. So ist in mir die Erkenntnis gereift, dass ich genau diese Ebene nur mit meinen eigenen gelebten Erfahrungen erreichen kann. Als ich dann angefangen habe, über Lieder aus meiner Kindheit zu improvisieren, merkte ich, wie sehr mich das emotional berührt. Als ich dann noch gespürt habe, wie selbstverständlich sich diese Melodien und Rhythmen mit meinem inzwischen doch sehr viel größeren musikalischen Vokabular und der musikalischen "Weltsprache" verbinden, war der Anfang von "valsanova" bereits gemacht.

Sie sprechen auch von einer gesellschaftlichen Dimension Ihres Projektes?

Eine der wichtigsten Erfahrungen während der Arbeit an "valsanova" war die Erkenntnis, wie reich schillernd auch unser eigener Bereich der Traditionals und Kinderlieder ist, welche wunderschön traurigen Balladen oder fetzigen Melodien es zu entdecken gibt. Und welche emotionale Kraft im Verbinden des modernen globalen Musikkosmos mit den eigenen Wurzeln entsteht. In Deutschland ist dieser Bereich aus verschiedenen Gründen jedoch schwer zugänglich, und ich würde mich sehr freuen, wenn "valsanova" ein kleines Stück dazu beiträgt, diesen Bereich zu entkrampfen.


Mein Dank gilt:
Helga Knecht - Birgit Knebel und Fenja Knecht - Ulrike Brockhaus - Stephan Cobré - Nina Eisenlohr - Klaus Ignatzek - Stefan Jung - Hartmut Schmidt - Ulrich Kramer - Ulrieke Ruwisch - Karlhans Frank - Veronica Kraneis - der Kasseler Sparkasse - dem Kulturamt der Stadt Kassel und vielen anderen, die geholfen haben, dieses Projekt zu verwirklichen.

Recorded at "Atelier für angewandte Pianistik", Kassel, March 2006.
Music composed, performed, produced and mastered by Edgar Knecht.
Titelfoto: Thomas Rosenthal
Gestaltung: Nina Eisenlohr


Die Lieder

lauf...
- ...Jäger lauf! Die Geschichte eines Weidmannes, der es eilig hat.

nachts um 3/4
- Im Dreivierteltakt geträumt ... im richtigen Moment aufgewacht.

maria
- Lieblingslied meiner verstorbenen Schwester. Ihr gewidmet.

1625 / 343
- Artistischer Tanz auf einem einfachen Seil.

thule
- Sylt bei minus 15 Grad, das Meer gefroren. Der Blick nach Norden: dort lag des Königs Buhle.

valse bleu
- Synkopierter Walzer mit vielen blauen Noten.

froh zu sein...
- ...bedarf es wenig: afrikanischer 6/8 trifft deutschen 3/4 -> Freude pur!

schlaf...
- ...Kindchen, schlaf. Alter Klassiker in neuem Negligé.


Edgar Knecht ist ein vielseitiger, temperamentvoller Pianist, der auf "valsanova" wie selbstverständlich die verschiedenen Facetten seines pianistischen Könnens demonstriert.
Ihm gelingt es auf dieser CD eindrucksvoll alte Volkslieder wie "Thule" oder "Froh zu sein" durch interesssante Bearbeitungen und überraschende Wendungen zu entstauben und ihnen damit zu einer ungeahnten, neuen Lebendigkeit zu verhelfen.
Eine erfrischend eingängige, aber nicht oberflächliche CD-Einspielung, die einfach Spaß macht zu hören!

Klaus Ignatzek


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