Orgelmusik für Kinder

Orgelmusik für Kinder Orgelmusik für Kinder
Mana Usui spielt Werke der Barockzeit bis Mozart




Track-Liste:

1. Franz Xaver Anton Murschhauser (1633-1738)
Variationen über "Laßt uns das Kindlein wiegen"

2. Louis-Claude Daquin (1694-1772)
Rondeau "Le Coucou"

3. Giuseppe Gherardeschi (1759-1824)
Rondò G-Dur

4. Dietrich Buxtehude (1637-1707)
Fuge C-Dur, BuxWV 174

5. Michel Corrette (1709-1795)
Noël Provençal anhören


6. Louis-Claude Daquin
Noël sur les Flûtes

7. Jeremiah Clarke (um 1670-1707)
Trumpet Voluntary (The Prince of Denmark's March)

8. Johann Gottfried Walther (1684-1748)
Concerto A-Dur, Pastorella

9. Johann Sebastian Bach (1685-1750)
"Wachet auf, ruft uns die Stimme", BWV 645 anhören


10. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Rondo C-Dur, KV 617

11. Johann Sebastian Bach
Trisonate Nr. 1 Es-Dur, BWV 525, 1. Satz

12. Georg Böhm (1661-1733)
"Vater unser im Himmelreich" anhören


13. Johann Sebastian Bach
Fantasie G-Dur, BWV 572


Orgelmusik für Kinder

Mana Usui spielt Werke der Barockzeit bis Mozart

Den Kindern tief und bleibend Orgelmusik zu vermitteln: diesen Gedanken bewege ich schon seit längerer Zeit. Meine ausgewählte Literatur stammt sämtlich aus der Barockzeit bis hin zu Mozart, denn diese Musik kann begeistern.

Alle Stücke sollen Lieblichkeit und Anmut ausstrahlen. Berühmte Orgelmusik erklingt dabei ebenso wie kleine, einfache Stücke. Im Ohr der Kinder bleiben sicherlich einige Melodien lebendig; sie können Rhythmus erleben oder sich einfach beim Zuhören beruhigen. Ein freundlicher Eindruck soll entstehen, dann ist schon ein wichtiges Ziel erreicht.

Wenn ich formuliere: "Eltern sollen ihren Kindern diese Musik nahebringen," so klingt dies nach Zwang. Aber ich habe einen Sohn, der gerade sieben Jahre alt geworden ist. Bei ihm war immer klar, welche Musik er mag. Dies drückte sich sofort in Mitsingen, Mittanzen oder in einem zufriedenen, glücklichen Gesicht aus.

Vor dem Hintergrund dieser Erlebnisse entstand meine CD. Wenn die Zuhörer, ob jung oder alt, im Eindruck dieser Musik den Alltag in Ruhe hinter sich lassen und ein wenig Freude empfinden können, wäre ich glücklich.

Mana Usui, 1995


Die Orgel kann dank ihres unveränderlichen Tons musikalische Aussagen von größter Verbindlichkeit machen und ist deshalb mit Recht zum Instrument der Kirche geworden. Dieselbe Eigenart des Tones verhindert aber auch eine zu große Empfindsamkeit in der musikalischen Auffassung, und so hat die Orgel neben ihrer ernsten auch eine spielerische, ja musikantische Seite, die sie auch Kindern zugänglich macht.
In seinen Variationen über "Laßt uns das Kindlein wiegen" hat Franz Xaver Anton Murschhauser (Organist an der Frauenkirche in München) gezeigt, daß die Orgelmusik sogar eine gemüthafte und malerische Komponente haben kann: Hören wir doch mehrmals den Kuckuksruf und in einer Variation Vogelgesang. Den Kuckuck vernehmen wir nochmals im Rondeau von Claude Daquin, eigentlich ein Klavierstück, das aber auf der Orgel wesentlich besser klingt, besonders hier mit dem Gedackt 8' aus Eichenholz. Giuseppe Gherardeschi (er war Domkapellmeister in Pistoia) gemahnt mit seiner ausdrucksbetonten und nuancierten Klaviermusik schon an Haydn, während Buxtehudes Fuge mit ihrem phantastischen Klang (gespielt mit Rohrflöte 4' + Blockflöte 4') typisch ist für die Welt des norddeutschen Barock.
Die sogenannten Noëls sind in der französischen Barockmusik Bearbeitungen von Weihnachtsliedern. Das Noël Provençal von Michel Corrette führt uns zurück an die Anfänge der Weihnachtsmusik im Volkstum: Mit seinem urtümlichen Klang erinnert es uns an das pastorale Musizieren besonders im Rom der Renaissance, wenn jeweils zur Weihnachtszeit die Hirten vom Lande in die Stadt kamen und an den verschiedenen Krippen ihre ungekünstelten Weisen dem Jesuskind als Gabe darbrachten. Der Orgelklang wird hier zusätzlich noch mit einem Tambourin unterstützt. Das "Noël sur les flûtes" von Daquin zeigt eine spontane und im besten Sinn des Wortes kindliche Fröhlichkeit am Weihnachtsgeschehen, unterstützt durch die Flötenregister der Orgel, deren Klang immer etwas Vollkommenes in sich trägt.
In der Bezeichnung "Trumpet Voluntary" meint Voluntary ein nicht an den Choral gebundenes, ursprünglich improvisiertes Orgelstück. Lange Zeit wurde es Purcell zugeschrieben; heute ist aber die Autorschaft von Jeremiah Clarke (Organist an der St. Pauls-Kathedrale in London) gesichert; bei ihm hat aber das Stück die Bezeichnung "The Prince of Denmark's March". Dementsprechend klingt auch dieses Klavierstück auf der Orgel wesentlich eindrucksvoller, wo das Trompetenregister den Marschcharakter besonders hervorheben kann.
Johann Gottfried Walther, mütterlicherseits mit Johnann Sebastian Bach verwandt, hat gerne Instrumentalkonzerte anderer Komponisten auf die Orgel umgeschrieben. Das Orgelkonzert A-Dur stammt von einem sonst unbekannten Komponisten namens Blamr und enthält als 3. Satz ein Pastorale im Stil der oben geschilderten römischen Tradition. Der Orgelchoral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" ist ebenfalls eine Übertragung (aus der gleichnamigen Kantate) auf die Orgel, stammt aber von Bach selber. Die Choralmelodie erklingt hier im Tenor, gespielt von der sonoren Trompetenstimme der Orgel, während die Sopranmelodie das Rufen der Stimme (Jesu) symbolisiert.
Mozarts Rondo ist entnommen aus dem Quintett KV 617 für Glasharmonika, Flöte, Oboe, Viola und Viloncello. Obwohl Mozarts Werke innerhalb des Rokoko den Höhepunkt des empfindsamen Stils darstellen und so für die Orgel nicht besonders geeignet erscheinen, strahlen viele seiner Stücke eine derart überirdische Heiterkeit aus, daß eine Übertragung auf die Orgel durchaus verantwortet werden kann. Bachs Trisonaten sind eigentlich Studienwerke für den fortgeschrittenen Organisten, da in diesen dreistimmigen Stücken beide Hände und die Füße unabhängig voneinander geführt werden müssen. Der erste Satz der ersten Trisonate nimmt in seiner Grazie geradezu Mozart vorweg. Die Bassmelodie wid hier vom besonders schön und klar klingenden Prinzipal 8' ausgeführt.
Georg Böhm wurde vor allem bekannt durch seine ausdrucksvollen, mit vielen Verzierungen geschmückten Choralbearbeitungen. Auch sein Orgelchoral "Vater unser im Himmelreich" ist ein typisches Beispiel dafür, wobei die Verzirrungen hier auch in den Begleitstimmen auftreten.
Bachs dreiteilige Fantasie in G-Dur stellt innerhalb seines Werkes ein Unikum dar, auch mit den bei ihm sonst unüblichen fanzösischen Tempobezeichnungen. Bach wollte damit wohl andeuten, daß die Fantasie im Sinne der Programmusik zu verstehen ist, weil die französische Musik eine Vorliebe dafür hat (man denke z.B. an den Impressionismus eines Debussy). Albert Schweitzer hat die Fantasie so gedeutet, daß die drei Teile die menschlichen Alterstufen darstellen: Im ersten Teil (très vitement) haben wir den jungen Springinsfeld vor uns, im zweiten Teil (lentement), wo sich die Akkorde nun in arpeggiohaften Figuren über einen langsam herabsteigenden Bass auflösen, das hohe Alter. So schließt auch dieses Tück von Bach das ganze Orgel-Recital würdig ab und faßt es geistig zusammen.

Dr. Jörg Büchli


Zur Geschichte der Orgel in der evangelischen Stadtkirche Grebenstein


Orgel in der evangelischen Stadtkirche Grebenstein Erbauer des ursprünglichen Orgelwerks war der Kasseler Hoforgelmacher Johann Wilhelm Dibelius. Er erhielt im Jahre 1731 den Auftrag, die neue Orgel für die Kirche in Grebenstein zum Preis von 300 Talern zu bauen. Die fast gleichzeitig aus seiner Hand entstehende Orgel für die Karlskirche in Kassel kostete zum Vergleich 265 Taler. Beide Instrumente hatten lediglich ein Manual und Pedal. Mit großer Wahrscheinlichkeit war ein zweites Manual in Grebenstein geplant.
   Bewußt wurde daher das neugeschaffene zweite Manualwerk, schwellbar, etwas zurückliegend hinter dem Gehäuse angeordnet.
   Die beeindruckende Prospektfront mit Einteilung in Hauptwerk und Pedalwerk ist erhalten. Die überkommene Porspektgestaltung des Brustwerks ist eine Zutat aus dem frühen 19. Jahrhundert mit klassizistischen Stilelementen.
   Die Forschung über Dibelius' Schaffen gestaltete sich sehr schwierig, da außer den beiden genannten Orgeln lediglich ein Positiv in Maden (Nordhessen) nachweisbar von ihm erbaut worden ist. Keines dieser Instrumente ist erhalten.
   Fotos aus den Jahren vor 1908 sowie ein komplett erhaltener Wellenbrett-Aufriß auf einer Seitenfüllung gaben erste wertvolle Hinweise für Grebenstein.
   Das Innenleben der Dibelius-Orgel war 1908 durch ein pneumatisches Orgelwerk ersetzt worden, wobei neben dem Gehäuse noch die besonders wertvollen, weil vergoldeten Prospektpfeifen wiederverwendet worden waren. Diese mußten als letztes klangliches Zeugnis aus Dibelius' Hand im 1. Weltkrieg abgegeben werden.

Michael Bosch


Orgel der evangelischen Stadtkirche in Grebenstein


Disposition

- Hauptwerk C-g'''
- Bordun 16'
- Principal 8'
- Spitzflöte 8'
- Octave 4'
- Rohrflöte 4'
- Octave 2'
- Mixtur IV-fach
- Trompete 8'

- Brustwerk C-g'''
- Gamba 8'
- Gedackt 8'
- Blockflöte 4'
- Nasard 2 2/3'
- Gemshorn 2'
- Terz 1 3/5'
- Quinte 1 1/3'
- Zimbel III-fach
- Oboe 8'

-Tremulant- - Pedalwerk C-f'
- Subbaß 16'
- Principal 8'
- Gedackt 8'
- Octave 4'
- Posaune 16'

Koppeln: II/I, I/P, II/P, I4'/P

Erbauer der Orgel: Werner Bosch Orgelbau GmbH


Orgel in der evangelischen Stadtkirche Grebenstein Mana Usui begann im Alter von vier Jahren mit dem Klavierspiel. Sie studierte Musikwissenschaft, Orgelspiel und Klavier am Kunitachi College of Music, Tokyo.
1983-86 studierte sie Orgel bei Prof. Edgar Krapp an der Musikhochschule Frankfurt/Main. Dieses Studium schloß sie mit dem Organistendiplom ab.

Nach dem Studium erweiterte sie ihre Kenntnisse durch Meisterkurse bei den Professoren Luigi Ferdinando Tagliavini, André Isoir, Xavier Darasse (†) und Michael Radulescu.

Konzerttätigkeit als Solistin in Schweden, der Schweiz, Frankreich, Russland, Japan und Deutschland.

Rundfunk- und Fernsehaufnahmen in Deutschland und Japan.


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